Regionalverband Göltzschtal wählt neuen Vorstand
Eine kleine Ära ging am 15. November 2024 im Regionalverband Göltzschtal der Kleingärtner zu Ende: Nach über 18-jähriger Mitarbeit im Verbandsvorstand, davon seit 2016 zwei Wahlperioden lang als Verbandsvorsitzender, gab Tommy Brumm aufgrund seiner umfangreichen Arbeitsbelastung als LSK-Geschäftsführer und in vielen ehrenamtlichen Gremien dieses Ehrenamt nunmehr auf. (Foto: Letztmalig trug Tommy Brumm bei der Mitgliederversammlung des Regionalverbandes Göltzschtal den Tätigkeitsbericht des Vorstandes vor.)
LSK-Geschäftsführer Tommy Brumm gibt Ehrenamt ab
Seine Nachfolgerin Kathrin Jakob bedankte sich für die stets offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Interesse der über 4.400 Kleingartenpächter. Diese sind in der Region in 152 Mitgliedsvereinen organisiert. „Wir haben viel von Dir und gemeinsam mit Dir gelernt, und Du fehlst uns schon jetzt“, gestand die neue Vorsitzende im Ratskeller von Rodewisch. Dabei fiel die Verabschiedung des langjährigen Mitstreiters mit einem weinenden und einem lachenden Auge aus. Denn der LSK-Präsident sei ja nicht aus der Welt und stets ansprechbar, falls es Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen gilt.
Zudem sei der Regionalverband dank der intensiven Arbeit sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt sehr gut aufgestellt. Dadurch lassen sich die vor den Gartenfreunden liegenden Aufgaben lösen, davon ist Tommy Brumm überzeugt. Künftig arbeiten folgende Gartenfreunde im neu gewählten Verbandsvorstand ehrenamtlich mit und erhielten bei ihrer Wahl das einmütige Votum der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder:
- Vorsitzende: Kathrin Jakob (KGV „Eigene Scholle“ Reichenbach)
- Stellvertreterin: Grit Ruf (KGV „Cunsdorf“)
- Schatzmeisterin: Jacqueline Bethke
- Fachberater: Felix Lorenz („Waldeslust“ Treuen)
- Beisitzer: Mareen Gläser („Lohberg“), Danilo Lenhardt („Katzenstein“ Auerbach) und Karsten Weede („Am Kuhberg“ Wernesgrün).
- Kassenprüfer: Claudia Mey (KGV „Erlbacher Straße“ Klingenthal), Karla Schrader („Auenstolz“ Auerbach) und Matthias Nissel („Einheit“ Reichenbach).
Leerstand im Vogtland bereitet Sorge
Vor allem der Leerstand von fast 1.300 Parzellen in dieser ländlichen Region des Vogtlandes bereitet dem Vorstand und den Vorständen der Mitgliedsvereine die größten Sorgen. Wenn die Landeigentümer auf dem Rückbau und die Beräumung dieser Flächen bestehen würden, hätte dies unmittelbar die Insolvenz des Verbandes zur Folge. Dadurch wäre das Kleingartenwesen in dieser Region dem Untergang geweiht. Doch den Rückbau, der in den nächsten Jahren infolge der gesellschaftlichen Entwicklung und des demografischen Wandels erforderlich sein wird, können die Kleingärtner als Generationenaufgabe keineswegs allein angehen. Vielmehr ist das nur gemeinsam mit der Politik auf allen Ebenen möglich. Diesem Ziel diente 2023 auch die erste Landkreiskonferenz des LSK im Vogtland unter der Schirmherrschaft des Landrates. Hier sollten gemeinsam mit den Bürgermeistern Wege und Möglichkeiten erschlossen werden, um den Problemen zu begegnen. Damit werde nicht nur den Gartenfreunden, sondern auch den Kommunen geholfen – denn unbewirtschaftete und verwilderte Kleingartenanlagen am Ortseingang sind für jede Gemeinde die denkbar schlechteste Visitenkarte.
Dem Modell der Pachtzinsrückführung, das in Reichenbach begonnen und inzwischen von weiteren Kommunen übernommen wurde, ist nach der Landkreiskonferenz auch die Große Kreisstadt Plauen gefolgt. Inzwischen jedoch ist die finanzielle Lage in den Städten und Gemeinden derart angespannt, dass zumeist nur noch die Pflichtaufgaben wahrgenommen werden können. Dadurch mussten die freiwilligen Leistungen zurückgefahren werden. Deshalb befürchten die Kleingärtner, dass die Gemeindevertreter auch beim Pachtzins den Rotstift ansetzen müssen. Um so wichtiger sei es, dass die Kleingärtner einen guten Kontakt sowohl zu den jeweiligen Abgeordneten der Parteien auf allen Ebenen als auch zu den Mitarbeitern in den Rathäusern pflegen, um für ihre Interessen einzutreten und für Verständnis zu werben. „Die Lobbyarbeit wird für uns immer wichtiger“, gab Tommy Brumm seinen gut motivierten Nachfolgern mit auf den Weg.
Immer weniger Freiwillige für Ehrenämter
Dank dieser und vieler weiterer Aktivitäten konnte der Regionalverband Göltzschtal in jüngerer Vergangenheit einige Fortschritte verbuchen. So hat sich der Verband zu einem starken Dienstleister entwickelt. Er verfügt als versierter Ansprechpartner für die Mitgliedsvereine inzwischen über einen guten Überblick sowohl in Bezug auf die Verpächter als auch auf die Gartennutzer. Zuvor hatten viele (Unter-)Pachtverträge nicht vorgelegen bzw. waren nicht ausreichend rechtssicher. Jedoch ist gerade diese Rechtssicherheit eine wichtige Grundlage für die Tätigkeit des Verbandes. Nur so können die privaten Landeigentümer im Blick behalten und die Kommunen zur Unterstützung für die Kleingärtnerei bewegt werden. Vor allem der Umgang mit privaten Eigentümern gestaltet sich zusehends schwieriger, da mittlerweile zunehmend mehr Erben das Land übernommen und daraus über die Erhöhung der Pacht größere Einnahmen erwirtschaften wollen. Deshalb sind sie bestrebt, den Gartenfreunden eine nicht vertragsgemäße Nutzung der Pachtflächen nachzuweisen, um über den Status Erholungsgarten eine höhere Pacht zu erzielen.
Die Mitglieder des Verbandsvorstandes sowie die Mitglieder der Kassenprüfungs- und Revisionskommission wurden einzeln in offener Abstimmung gewählt. Etwa 75 stimmberechtigte Vertreter der Mitgliedsvereine nahmen an der Sitzung im Ratskellersaal von Rodewisch teil.
Wegen der klammen kommunalen Kassen gewinnt die kleingärtnerische Nutzung selbst auf kommunalem Land immer mehr an Bedeutung. Damit nimmt die Verantwortung der Vereinsvorstände weiter zu. Jedoch hat derzeit angesichts der fehlenden Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes etwa jeder fünfte Mitgliedsverein des Regionalverbandes keinen kompletten bzw. funktionierenden Vorstand mehr. Dadurch verwaltet der Regionalverband inzwischen 30 KGV auf dem Gebiet des Pachtrechtes und 22 KGV auf dem Gebiet des Finanzrechtes sowie drei KGV komplett gegen Gebühr.
Regionalverbände sind wichtige Puffer
Angesichts dieser Entwicklung muss der Regionalverband als „Puffer“ unbedingt erhalten bleiben. Nur so kann er den Gartenfreunden einen kontrollierten Ausstieg und einen geordneten Rückbau ermöglichen und sie zugleich vor unzumutbaren Kosten eines sofortigen Rückbaus ihrer gesamten Anlage bewahren. Allein im KGV „Fortschritt“ Reichenbach wären ansonsten sofort 24 Gartenlauben – teilweise mit „blauem Beton“ und Asbest belastet – sofort zurückzubauen. Das können die verbliebenen Pächter nicht leisten. Auch 2025 werden sich zwei weitere Vereine auflösen und die Zahl der Pächter weiter abnehmen. Dadurch droht die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben noch größer zu werden. Doch schon jetzt weist der vorläufige Haushaltsplan für das kommende Gartenjahr ein Defizit aus. Das hat den Regionalverband dazu veranlasst, seine Einnahmen auf der Jahresrechnung 2025 detailliert aufzuschlüsseln. Denn von den 28 Euro Jahresbeitrag pro verpachteter Parzelle verbleiben lediglich 21,55 Euro für die Arbeit im Regionalverband.
Über ein Viertel des Beitrages ist nur ein Durchlaufposten und wird als Mitgliedsbeiträge an den BKD und LSK, als Rechtsschutzversicherung für leerstehende Kleingärten, für den Rechtsfonds und den Beratervertrag mit Rechtsanwalt Karsten Duckstein weitergereicht. Angesichts dieser Bilanz sprach sich in der Diskussion Torsten Fuchs vom KGV „Süd“ Reichenbach dafür aus, bei künftigen Überlegungen eine erforderliche Beitragserhöhung gleich etwas höher anzusetzen. Dadurch müsste man den gleichen Sachverhalt nicht jedes Jahr aufs Neue diskutieren. Andere Gartenfreunde bedankten sich beim Regionalverband für die erhaltene Hilfe und Unterstützung bei Problemen und pflichteten ihrem Vorredner bei. Wobei dieses Mal jedoch noch nicht über eine Beitragsanpassung befunden werden musste, obwohl ein kostendeckender Jahresbeitrag bereits etwa 31 Euro betragen müsste. Nach dem Bericht der Revisionskommission wurden alle erforderlichen Regularien bestätigt und der bisherige Verbandsvorstand einstimmig entlastet.
Auszeichnung und Verabschiedung von Gartenfreunden
Nach den Neuwahlen wurden die aktiven Gartenfreunde Petra Bischoff (Vorsitzende KGV „Morgensonne“) und Ingolf Simon (Vorsitzender KGV „Käthe-Kollwitz-Straße“) mit der LSK-Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.
Die bronzene Ehrennadel des LSK ging an: Renate Jakob (KGV „Einheit“), Frank Scholz („Jägerstraße“), Ronny Kunz („Sorge“), Ines Heizenreter („Sonnenhügel“ Brunn), Thomas Wunderlich „Vogtland“ Dorfstadt), Katrin Jonas („Am Bendelstein), Rüdiger Fischer („Am Schreberheim“), Katrin Feustel („Planitzwiesen“), Ursula Woschek („Aschbergblick“), Günter Ruppert („Burgberg-neu“), Nadine Treichel („Haltestelle“), Walter Hess („Am Pöhlberg“) und Christian Müller („Felsenfest“).
Herzlich verabschiedet wurde zudem die Mitarbeiterin der RVG-Geschäftsstelle Sieglinde Simon, die zum Jahresende 2024 in den wohlverdienten Ruhestand ging.
Text & Fotos: Peter Salden
Verwandte Artikel
Alle wichtigen Neuigkeiten jetzt kostenfrei als Newsletter abonnieren!
„Unser Kleingarten“ wird Ihnen regelmäßig als Newsletter präsentiert und bietet Ihnen eine Fülle von Informationen und Ressourcen rund um das Thema Kleingärten.