Unser Kleingarten

Sandarium: Notwendige Brutstätte für viele Wildbienenarten

in Artenvielfalt, Gartenpraxis, Nachrichten aus Vereinen
Sandarium

Ein Sandarium bietet vielen Wildbienen eine Brutstätte und sorgt dafür, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt. Wer aufmerksam durch unsere sächsischen Wälder streift, kann wie hier im Friedwald bei Bennewitz im Landkreis Leipzig ein Sandarium entdecken. (Foto: Peter Salden)

Sandarium für Wildbienen bauen

Sandarium, ein nicht für jeden geläufiges Wort, im Zusammenhang mit Gärten erst recht nicht. Es erinnert eher an Aquarium oder Sandale, mit beiden hat es aber nicht wirklich etwas zu tun. Ein Sandarium ist ganz einfach gesagt, eine Fläche, die aus Sand besteht. Dies hat einen Hintergrund, der zahlreichen Menschen weitgehend unbekannt ist. Es dient nämlich als Nisthilfe für viele Wildbienenarten. Der überwiegende Teil der Wildbienen ist auf derartige Sandflächen angewiesen, um seine Bruthöhlen zu bauen. Diese Wildbienen können mit den klassischen Nisthilfen wie Insektenhotels nichts anfangen.

Es ist allerdings nicht damit getan, einfach einen Haufen Sand auf eine Fläche zu kippen – und fertig ist das Sandarium. Jedoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, ein solches Biotop im Garten anzulegen. Solch ein Sandarium könnte sowohl bodeneben als auch in die Höhe aufgebaut werden.

Sandarium

Dieses Sandarium im KGV „Fortschritt“ Leipzig-Lindenau bildet ein wichtiges Element des neu angelegten Biotops für Insekten. Ideal sind vollsonnige Standorte mit einer Vielzahl an heimischen Blühpflanzen. (Foto: Sebastian Runge, KGV „Fortschritt“ Leipzig-Lindenau)

Aber der Reihe nach! In jedem Fall sollte der Standort voll sonnig und möglichst von einheimischen Pflanzen umgeben sein. Dazu ist eine leichte Hanglage von Vorteil, damit das Wasser nach Regenfällen nicht auf der Fläche stehen bleibt. Eine Fläche von ca. einem Quadratmeter ist hierbei ideal, da die Brutgänge bis zu einem halben Meter in die Tiefe reichen können. Deshalb wird damit begonnen, die gewählte Fläche auf ca. diese Tiefe auszuheben. Ist ein sehr lehmiger Boden vorhanden, kann auf dem Grund der ausgehobenen Fläche noch eine Drainageschicht aus z.B. Kies oder Steinen eingebracht werden.

Bruthöhlen müssen stabil und wetterfest sein

Jetzt wird das ausgehobene „Loch“ mit Sand aufgefüllt. Wichtig hierbei ist, dass dies beispielsweise nicht mit gewaschenem Spielplatzsand geschieht, da hierin die Niströhren zusammenbrechen würden. Geeignet ist vielmehr grober Sand verschiedener Körnung. Dieser ist zum Beispiel bei einem Baustoffhändler erhältlich.

Gerne kann nach dem Auffüllen ein kleiner Hügel vorhanden sein – dieser sorgt dafür, dass das Wasser nach Regenfällen schnell wieder ablaufen kann. Das Ganze wird dann noch mit der Schaufel etwas festgeklopft. Als nächstes wird um die Fläche Totholz gelegt als Umrandung, als Haufen, lose oder ineinander verflochten. Ganz egal, denn die Wildbienen nagen das Material ab. Sie benötigen es für den Bau ihrer Bruthöhlen.

Lässt man eine sandige Stelle in seinem Garten einfach brach liegen, finden die Wildbienen sehr schnell den für sie geeigneten Brutplatz. Auf unserem Foto sind die Ausgänge einiger Brutgänge recht deutlich zu erkennen. (Fotos: Peter Salden)

Artenvielfalt im Kleingarten schaffen

Das Sandarium sollte möglichst frei von Bepflanzungen sein, maximal ein paar einzelne, nicht zu dicht werdende Pflanzen dürfen hier stehen. Auch das Unkraut und der Bewuchs von außen sollte im Rahmen gehalten werden. Die Entfernung dieses Aufwuchses soll möglichst schonend passieren, ohne den Sand wieder aufzulockern. Wer Probleme mit freilaufenden Katzen hat, die ihre Notdurft gerne im Sand verrichten, kann ein paar Brombeerranken mit Dornen oder ein Paar Rosenzweige locker über das Sandarium legen. 

Im Entdeckergarten des Deutschen Kleingärtnermuseums in Leipzig wurde eingefasst von Steinplatten ebenfalls ein Sandarium angelegt, umgeben von Kräutern und Futterpflanzen.
(Foto: Tommy Brumm)

Idealerweise gibt es in der näheren Umgebung auch noch ein paar Futterpflanzen oder gar eine Wildblumenwiese. Achten Sie hier auf heimische Arten, die für Wildbienen geeignet sind. Leider sind in vielen Saatmischungen, die es im Handel zu kaufen gibt, vorrangig nicht-heimischen Blühpflanzen enthalten. Eine Übersicht über bienenfreundliche Blumen und Gehölze hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zusammengestellt. Die Broschüre können Interessierte hier herunterladen. Weitere Informationen gibt es zudem bei der Sächsischen Gartenakademie.

Sandarium im KGV "Sternenplatz" in Plauen

Errichtet wurde solch ein Sandarium im vergangenen Gartenjahr bei uns im KGV „Sternplatz“ in Plauen. Hier ergriff ein Mitglied unseres Vereins die Initiative und begann, eine wahrliche Nützlingsfläche auf einer Wiese in unserer Kleingartenanlage anzulegen – natürlich in Absprache mit dem Vorstand.

Sandarium

Fertiges Sandarium im KGV „Sternplatz“ Plauen, und gleich daneben liegt Totholz als notwendiges Baumaterial für die Wildbienen bereit. Zum Biotop gehört auch eine Wildblumenwiese, auf der verschiedene Futterpflanzen für die Insekten gedeihen.
(Foto: Gerd Steffen)

Hierbei entstanden mehrere Biotope, unter anderem eben auch ein Sandarium. Somit wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Dank dieser neuen Nützlingsoase haben sich die Mäh- und weitere Pflegearbeiten auf der umgestalteten Gartenfläche seitdem spürbar verringert. Gerne darf dies als Anregung genutzt werden, um ähnliche Projekte auch in anderen Kleingartenanlagen anzugehen. Gerade bislang ungenutzte Gemeinschaftsflächen und andere brachliegende Böden in der Sonne eignen sich gut für ein Sandarium. 

Text: Torsten Grieser, Vorsitzender Regionalverband Vogtländischer Kleingärtner
Überarbeitung: Peter Salden
Redaktionelle Bearbeitung: Carmen Kraneis

Alle wichtigen Neuigkeiten jetzt kostenfrei als Newsletter abonnieren!

„Unser Kleingarten“ wird Ihnen regelmäßig als Newsletter präsentiert und bietet Ihnen eine Fülle von Informationen und Ressourcen rund um das Thema Kleingärten.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert