Luises altes Gartenwissen: Pflanzen mit Vorsprung

Das Internet ist voll mit Tipps und Tricks, die schon die Urgroßeltern heutiger Gärtnerinnen und Gärtner kannten. Altes Gartenwissen ist immer aktuell. Dabei ist es relativ, was als alt verstanden wird. Wer in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geboren wurde, ist heute oft selbst schon Oma oder Opa. Gemüsesorten aus den 1950er Jahren gelten heute als „Alte Sorten“. Auch ich gelte als „alt“, ich bin ein Birnbaum, die „Gute Luise“ und stehe seit über 120 Jahren in einem kleinen Garten.
Altes Gartenwissen auch heute hilfreich
Ich habe in dieser Zeit so einige Gartenmoden kommen und gehen sehen.Als ich noch ein junges Bäumchen war, hatten die Gärten oft einen höheren Stellenwert für die Ernährung der Gärtnerinnen und Gärtner und deren Familien als heute. Deshalb wurden Kenntnisse und praktische Erfahrungen im Obst- und Gemüsebau auch von Generation zu Generation weitergegeben. So wurde im Frühjahr zum Beispiel Rhabarber mit Hilfe von Fässern oder Kisten, von denen man Deckel und Boden entfernt hatte, angetrieben. Dafür wurde das Fass über die Rhabarberpflanze gestülpt und zugedeckt.
Rings um das Fass wurde grober Kompost aufgeschichtet. Je früher mit solchem Treiben begonnen wurde, desto mehr Kompost musste aufgefüllt werden, damit durch die Verrottung genügend Wärme entstehen konnte. An sehr warmen Tagen wurde der Deckel gelüftet, kam es zu Kälteeinbrüchen konnte das Fass oder die Kiste wieder zugedeckt werden. Und bei sehr niedrigen Temperaturen wurde auch zusätzlich Laub oder Kompost über den Deckel gehäuft. Die Dunkelheit schadet den Pflanzen nicht. Wenn die Temperaturen stabil im milden Bereich liegen, haben so vorbehandelte Pflanzen einen guten Wachstumsvorsprung gegenüber Pflanzen, die sich ohne Schutz entwickelt haben.

Ich bin Luise Birnbaum, 120 Jahre alt und fast ebenso lange schon mit dem Garten verbunden. Die Natur hat mir über die Jahrzehnte mehr beigebracht, als ein Buch es je könnte. Ich habe gelernt, dem Wind zu lauschen, dem Boden zu vertrauen und den richtigen Moment nicht zu übersehen. In jeder Ausgabe erzähle ich ein Stück meines Wissens weiter – von alten Bräuchen, einfachen Tricks und der stillen Sprache der Pflanzen. Nicht alles davon ist wissenschaftlich, aber vieles ist wahr.
Luise Birnbaum
Frühbeete geben Pflanzen einen Vorsprung
Eine ähnliche Methode ist die Arbeit mit kalten Kästen oder Frühbeeten. Beide werden so aufgestellt, dass die Sonne die im Rahmen liegende Beetfläche optimal erwärmen kann. Dabei schützt der Holzrahmen vor seitlichen Winden. Beim Frühbeet kommt noch eine Verglaste Abdeckung hinzu. Dafür wird der Kastengrund mit Kompost vorbereitet, damit eingesetzte Jungpflanzen möglichst warme Füße haben. Auch Frühbeete müssen bei warmer Witterung gelüftet werden, damit die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch wird.
So, meine lieben Gartengefährten, für heute soll es genug sein mit meinem Geplauder. Die Sonne neigt sich, und auch ein alter Baum wie ich braucht mal seine Ruhe. Doch keine Sorge, in meinen knorrigen Ästen steckt noch so manche Geschichte und mancher Rat aus längst vergangenen Tagen. Demnächst beschreibe ich, wie die Gärtnerinnen und Gärtner vor einhundert Jahren ihre Beete geplant haben.
Bis dahin: Lasst die Erde unter euren Fingern sprechen und hört auf das Wispern der Natur.
Eure alte Freundin,
Louise Birnbaum
*Das Bild von Luise Birnbaum wurde mit KI-generierten Technologien erstellt
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