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Kräuterapotheke: Große Klette mit Widerhaken und Heilwirkung

in Gartenpraxis, Kräuterapotheke
Große Klette Kräuterapotheke

Die Große Klette war bereits Hippokrates bekannt und kommt seit Jahrhunderten in der Traditionellen Chinesischen Medizin zum Einsatz. Dabei besitzt die Pflanze mit den Widerhaken nicht nur starke Heilwirkungen, sondern ist auch ein nützlicher Nektarspender für Bienen, Schmetterlinge und Insekten (Foto: Annette Meyer/Pixabay).

Kletten haften im Sommer in Kleidung in Fell

Wer im Spätsommer in der Natur unterwegs ist, findet sie zuhause oft an der Kleidung: Kletten. Die kleinen Früchte voller Widerhaken verbreiten sich, in dem sie sich an das Fell vorbeistreifender Tiere haften. Doch auch die Hosen, Jacken und Shirts von Menschen sind gut geeignet, um sich festzuhaken. Dadurch wird schnell auch der Mensch unbemerkt zum Transporteur für Kletten aller Art. Dabei ist die Bezeichnung Klette eigentlich ein Sammelbegriff. Mit ihm wird die gesamte Gattung der Kletten (Arctium) bezeichnet. Darunter findet sich insgesamt 14 Arten, die vorrangig in Europa, aber auch in Nordafrika vorkommen. Vor allem die Große Klette (Arctium lappa) ist für Kleingärtner*innen interessant. Denn ihre Blüten sind nicht nur ein wahrer Insektenmagnet, sondern auch in der Naturapotheke ein hilfreiches Heilmittel.

Die markanten Korbblüten der Großen Klette sind leicht mit Disteln zu verwechseln und blühen violett bis purpurn
(Foto: Hans Benn/Pixabay).

Die Große Klette, die auch Butzenklette genannt wird, heißt nicht ohne Grund so. Die Pflanze kann bis zu 150 cm hoch werden und bildet bis zu 2 cm dicke Stängel aus. An diesen wachsen die herzförmigen längliche Blätter, die ebenfalls bis zu 50 cm groß werden können. Allerdings erkennen die meisten die Klette vor allem an den markanten kugelförmigen Blütenständen mit den stacheligen grünen Deckblättern. Zwischen Juli und September blüht die Klette mit violetten bis purpurfarbenen Röhrenblüten. Dadurch wird sie häufig mit der Distel verwechselt, da sich ihre Blütenstände optisch sehr ähneln.

Nach der Blüte werden aus den Röhrenblüten kleine Schließfrüchte, sogenannte Achänen, die nur wenige Millimeter groß sind. Damit sich diese verbreiten, verfügen die Deckblätter des bis zu 5 cm großen Blütenstands sowie die Achänen über Widerhaken. Mit diesen haften sie am Fell von Tieren und an der Kleidung von Menschen und werden so an andere Orte transportiert. Und das funktioniert sehr effizient. Vor allem Tierbesitzer können wohl ein Lied davon singen, wie mühsam sich die Kletten wieder aus dem Fell entfernen lassen.

Große Klette: Super für Bienen und Insekten

Im Garten ist die Klette aufgrund ihrer Größe nicht sehr beliebt und wird als Unkraut angesehen. Dabei ist sie ein wichtiger Bestandteil des heimischen Ökosystems und bietet im Sommer und Herbst vielen Bienen, Schmetterlingen und Insekten Nahrung. Die trockenen Blütenstände sind im Herbst zudem eine Futterquelle für Gartenvögel wie den Stiglitz und die großen Blätter ein Tummelplatz von Käfern und Insekten, die ebenfalls gern von Vögeln gefressen werden. Aufgrund dieser Eigenschaften darf die Klette in keinem naturnahen Garten fehlen und sollte nicht achtlos herausgerissen werden.

Dabei bevorzugt die Pflanze sonnige bis halbschattige Standorte und einen nährstoffreichen lehmigen Boden. Wild findet man sie vorrangig an Wegrändern. Zäunen, Auwäldern und an Flussrändern. Ansonsten ist die Pflanze recht anspruchslos und kann entweder im Herbst oder im Frühjahr von April bis Juni direkt ins Freiland gesät werden. Dabei hat besonders die Herbstsaat Vorteile. Denn die Große Klette ist zweijährig und bildet erst im zweiten Standjahr Blüten aus. Bei milden Temperaturen im Herbst kann es sein, dass die Pflanze direkt austreibt und den Winter überdauert. Dann blüht sie sehr wahrscheinlich auch schon im nächsten Frühjahr.

Klettenwurzel hilft bei vielerlei Leiden

Doch neben den Vorteilen für Insekten hat die Große Klette auch medizinisch einiges zu bieten. Zum Beispiel bei Hautleiden, Darmproblemen oder Haarausfall. Die holzige Pfahlwurzel der Pflanze enthält Gerb- und Schleimstoffe, den die Darmgesundheit fördernden Ballaststoff Inulin, Bitterstoffe, ätherische Öle, Polysaccharide, Arctigenin und vieles mehr. Diese Inhaltsstoffe helfen bei Blähungen und Magenkrämpfen, aber auch bei Akne, Ekzemen und Ausschlägen. Zudem soll die Klette entgiftend wirken und die Nieren- und Leberfunktion verbessern. Wer unter Haarausfall leidet, kann mit Klettenwurzelöl oder-tinktur gegen diesen angehen. Denn das Öl soll das Haarwachstum fördern.

In der Kräuterheilkunde kommen Präparate aus der Klettenwurzel zum Einsatz. Zum Beispiel Öle, Tees, Tinkturen, Salben, Umschläge und ähnliches. Doch auch in der Küche ist die Klette beliebt. Vor allem in Japan kennt man die Wurzeln der Pflanze unter dem Namen Gobo. Dort isst man Klettenwurzel roh, eingelegt oder gekocht und schätzt sie vor allem aufgrund ihres hohen Ballaststoffanteils und des enthaltenen Eisens und Magnesiums. Der Verzehr soll nicht nur den Cholesterinspiegel senken und die Verdauung fördern, sondern auch Diabetes vorbeugen. Besonders beliebt ist Gobo als kimpira. Dafür wird die Wurzel in kleine Stäbchen geschnitten und mit Sojasoße angebraten. Anschließend wird sie als Beilage zu allerlei Gerichten gereicht.

Die Blüten der Kletten sind bei vielen Insekten und Schmetterlingen beliebt (Foto: Erika Baldo/Pixabay)

Große Klette in Küche und Medizin

Dabei sammelt man Klettenwurzeln am besten im Herbst, wenn die Pflanze ihre Kraft wieder in die Wurzel zieht. Davor können bereits die Blätter in der Küche genutzt werden. So lassen sich junge Blätter ähnlich wie Spinat in Salat verwenden, die Blattstiele können wie Spargel gegart werden. Alternativ sind junge Klettenblätter und -stiele auch für Pestos oder Gemüsepürees geeignet. Allerdings sollten dafür nur junge Blätter und Triebspitzen geerntet werden. Größere Blätter enthalten zu viele Bitterstoffe. Deswegen sollte man lieber auf deren Verzehr verzichten.

Auch wer empfindlich oder allergisch gegenüber Korbblütlern ist, sollte vorsichtig sein und sich an die Pflanze herantasten. Ebenso sollte ein übermäßiger Verzehr der Wurzel vermieden werden. Denn in zu hohen Mengen kann diese zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Wer Medikamente nimmt, schwanger ist oder stillt, sollte zudem vorab Rücksprache mit einem Arzt halten. Und wie immer gilt: Die Kräuterapotheke mit Klette und Co. ersetzt keinen Arztbesuch. Holen Sie sich bei länger anhaltenden oder schwerwiegenden Beschwerden immer ärztlichen Rat ein.

Kletten waren schon im alten China ein Heilmittel

Obwohl die Klette für Kleingärtner*innen oft ein Unkraut ist, kannten schon antike Ärzte die Heilwirkung der Pflanze. Bereits Hippokrates erwähnt sie in seinen Schriften und die Traditionelle Chinesische Medizin nutzt die Klette schon lange für die Leber- und Blasengesundheit und zur Blutreinigung. In früheren Jahrhunderten wurde die Klette oft auch als billiger Ersatz für Gemüse geerntet und brachte in Notzeiten so manche arme Familie über den Winter. Zudem schrieb man ihr im Mittelalter eine Schutzwirkung gegen die Pest zu.

Eine besondere Stellung hatte die Klette im Capitulare de villis vel curtis imperii von Karl dem Großen. Diese Landgüterverordnung des Kaisers umfasste allerhand Vorschriften rund um die Bewirtschaftung von Agrarflächen, den Anbau und die Pflege von Nutzpflanzen und Tieren und die Wirtschaft rund um die Versorgung vieler Menschen. Damit wollte der Kaiser sicherstellen, dass auf seinen Reisen von Pfalz zu Pfalz immer genug Ressourcen zur Verfügung stehen, um ihn und sein riesiges Gefolge zu versorgen. Deshalb schrieb er 812 in seinem Erlass unter anderem auch vor, welche Pflanzen auf den kaiserlichen Gütern angebaut werden sollten. Darunter viele Heilkräuter und Gemüsearten.

„Dandelion & Burdock“ ist noch heute ein beliebtes Getränk und besteht aus Löwenzahn und Großer Klette (Foto: Ilinca Roman/Unsplash)

Kräutersteckbriefe & Rezepte

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Wer eine Reise nach Großbritannien plant, sollte in Supermärkten und Pubs nach „Dandelion & Burdock“ Ausschau halten. Dabei handelt es sich um ein Getränk, welches es bereits seit etwa 1265 gibt und das aus den gegorenen Wurzelextrakten des Löwenzahns (Englisch: Dandelion) und der Großen Klette (Englisch: Burdock) hergestellt wird. Zwar dürften die Extrakte heutzutage nur noch in geringen Mengen enthalten sein (der Großteil ist Zucker, Aroma und Farbstoff), dennoch erfreut sich das alkoholfreie Getränk im englischen Königreich noch immer großer Beliebtheit.

Carmen Kraneis, zertifizierte Fachberaterin

Steckbrief: Große Klette

NameGroße Klette, auch Butzenklette oder allgemein Klette genannt
FamilieKorbblütler (Asteraceae)
VerbreitungEuropa und Nordafrika, gilt in Australien und Nordamerika als Neophyt
StandortSonne und Halbschatten; nährstoffreiche, lehmige Böden
Aussehenbis zu 150 cm große Pflanze mit herzförmigen großen Blättern, Pfahlwurzel und kugelförmigen Blütenständen, an deren Spitze sich violette Röhrenblüten ausbilden
Essbarkeitungiftig; es werden junge Blätter, Stängel und Wurzeln verwendet
VerwendungHeil- und Gewürzpflanze; als Tee, Tinktur, Umschlag, Salbe oder Öl oder in Salaten, Pestos und Co.
Wirkungentzündungshemmend, schleimlösend, antioxidativ, antibakteriell, entgiftend, leberstärkend, förderlich für Haarwachstum und Verdauung
Anwendungbei Magen-Darm- und Verdauungsstörungen, Nieren- und Leberproblemen, Ekzemen, Ausschlägen und Hautproblemen sowie Haarausfall
Darreichungfrische oder getrocknete Wurzel als Tee, Tinktur, Öl oder ähnliches; junge Blätter und Triebe in Salaten, Pestos und Co.

Unsere Rezeptecke

Kletten-Tee1 EL getrocknete und zerkleinerte Kletten-Wurzel mit 250 ml kaltem Wasser mischen und rund 8 Stunden ziehen lassen. Anschließend leicht erwärmen (nicht kochen), nochmals ca. 15 Minuten ziehen lassen, abseihen und in kleinen Schlucken über den Tag verteilt trinken. Hilft bei Magen-Darm-Beschwerden und Blasenproblemen. Kann als Umschlag auch bei Ausschlägen und Ekzemen angewendet werden.
Kletten-Tinktur1 EL getrocknete Kletten-Wurzel klein schneiden und in 1 L Wasser geben. Kurz aufkochen lassen und nach dem Abkühlen abseihen. Anschließend mit 1 Liter Apfelessig mischen, in ein Schraubglas füllen und dunkel lagern. Hilft zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen und einmassiert gegen Haarausfall.
Kletten-MaskeKletten-Wurzel trocknen und zu einem Pulver mahlen. 2 EL Pulver mit 1 EL Honig (am besten von einem lokalen Imker) mischen und mit Wasser zu einer dickflüssigen Paste verrühren. Diese auf das gereinigte Gesicht auftragen und ca. 20 Minuten einwirken lassen. Anschließend mit warmem Wasser abspülen. Hilft bei Akne, Hautproblemen und Ekzemen.

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Karo-Tina Aldente