Karo-Tina Aldente: Bärlauchknödel und Gartenzwerge

Wie in jedem Frühjahr beginnt die Gartensaison in unserer Kleingartenanlage mit emsigen Treiben. Meine Gartennachbarin Frau B. wuchtet einen XXL-Gartenzwerg aus ihrem Gartenhaus. „Der wird auch von Jahr zu Jahr schwerer“, schnauft sie und blickt sich suchend um.
Bärlauch mir dem Geschmack nach Knoblauch
„Na“, frage ich, „suchst Du nach dem besten Standort für den Kollegen?“
„Unfug“, entgegnet Frau B. missmutig, „ich schau nach Hans-Georg, der könnte hier ruhig mal mit anfassen.“
„Ich kann dir ja helfen“, biete ich an, denn von Hans-Georg B. ist weit und breit nichts zu sehen. Wir schleppen den Gartenzwerg ins Rosenbeet. „Ein bisschen Farbe könnte der auch mal wieder vertragen“, stellt meine Gartennachbarin fest und zupft mit spitzen Fingern Spinnweben von der Zwergenmütze. Mein Fräulein Tochter Jasmin taucht am Gartenzaun auf und ruft uns zu: „Wollt ihr Bärlauch? Ich musste welchen ausgraben.“
Ich frage: „Schneidet man Bärlauch nicht mit der Schere und lässt dabei immer einige Blätter pro Pflanze stehen?“
„So kenn ich das auch“, pflichtet Frau B. mir bei.
„Nein, nein, ich musste den Bärlauch ausgraben, weil er dort, wo er stand, nicht stehen bleiben konnte“, klärt Jasmin auf.
„Und warum konnte er nicht stehen bleiben, wo er stand?“
„Weil die Männer ein neues Gewächshaus aufbauen wollen.“
Schattige Ecken sind ideal für Bärlauch
Meine Gartennachbarin wird hellhörig: „Die Männer? Ist da mein Hans-Georg etwa auch dabei?“
Mein Fräulein Tochter schlägt die Augen nieder und sagt: „Er kam zufällig vorbei und hat dann spontan mit angefasst.“
„Das sieht dem wieder ähnlich und ich schleppe hier die Zwerge allein durch den Garten.“
„Na ganz allein warst Du ja nicht.“ Ich zwinkere Frau B. zu.
„Ich glaube ich hole mir ein paar Bärlauchpflanzen“, sagt Frau B. und greift sich einen kleinen Eimer.
Wir laufen zu der Parzelle, auf der meine Tochter und ihr Freund versuchen, nach den Regeln der Permakultur zu gärtnern. Sonst fasst Frau B. alles, was mit Permakultur zu tun hat, mit den Worten zusammen: „Naja, was man so gärtnern nennt.“ Doch heute verkneift sie sich bissige Bemerkungen.
Als wir die Parzelle erreichen, stehen an der Gewächshausbaustelle mein zukünftiger Schwiegersohn, Hans-Georg B. und unser Gartenfachberater Pierre. Sie haben bereits ein Erdloch ausgehoben und halten nun verschiedene Rahmenelemente aneinander.
„Ich denke, das soll ein Gewächshaus werden und kein Keller,“ mosert meine Gartennachbarin. „Das soll ein Walipini, ein Erdgewächshaus, werden“, klärt meine Tochter auf.
Bärlauchknödel passen gut zu Salat
„Walipini“, murmelt Frau B. und legt ihre Stirn in Falten, „scheint eine komplexe Angelegenheit zu sein.“
Mein Schwiegersohn in spe, der Philosophie studiert, holt tief Luft und doziert: „Kompliziert. Der Aufbau ist nur kompliziert nicht komplex.“
„Und du“, fährt Frau B. an ihren Gatten gewendet fort, „solltest mir eigentlich beim Aufstellen unserer Gartendeko helfen.“
„Bevor hier noch jemand den Unterschied zwischen kompliziert und komplex erläutert, gebe ich Euch erstmal die Bärlauchpflanzen, die wir schon ausgegraben haben“, lenkt meine Tochter ab.
Wir füllen unsere Eimer. „Da schneide ich von jeder Pflanze ein paar Blätter ab und grabe die Zwiebeln unter meinen Johannisbeersträuchern ein.“ Frau B. grinst zufrieden.
„Ich habe gestern Bärlauchknödel gemacht, die schmecken fantastisch zu frischem Salat“, berichtet Jasmin und fährt fort: „Ganz einfach sechs altbackene Brötchen in Würfel schneiden und mit vier Teelöffeln Johannesbrotkernmehl in 200 Millilitern ungesüßtem Haferdrink einweichen und quellen lassen. 140 Gramm gehackte Zwiebel in sechs Esslöffeln Rapsöl anbraten und dazugeben. Dann noch 200 Gramm frischen gehackten Bärlauch unterheben, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Wenn der Teig zu flüssig ist, Semmelbrösel zugeben, bis sich mit den Händen Knödel formen lassen. Die Knödel in kochendem Salzwasser geben, wenn sie oben schwimmen, sind sie fertig.“
Frau B. hört interessiert zu. „Das klingt sehr lecker, das Rezept merk ich mir. Vielleicht gibt es die bald auch bei uns. Sofern Hans-Georg jemals von der Gewächshausbaustelle zurückkommt, um mir zu helfen.“
Karo-Tina Aldente
Zutaten: Maisbrot
- 6 altbackene Brötchen
- 4 TL Johannisbrotkernmehl
- 200 ml ungesüßter Haferdrink
- 140 g gehackte Zwiebel
- 6 EL Rapsöl
- 200 g frischer Bärlauch
- Salz
- Pfeffer
- Muskat nach Geschmack
- ggf. Semmelbrösel

Während und nach der Blüte kann Bärlauch auch geerntet werden. Er verliert dann jedoch deutlich an Geschmack und die Blätter werden faserig.
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